Die Fotografinnen Nini und Carry Hess
Ausstellung im Museum Giersch in Frankfurt am Main | 11. März bis 22. Mai 2022
+++++ Deutscher Fotobuchpreis 21/22 in der Kategorie „Konzeptionell-künstlerischer Fotobildband“ in Silber für den Ausstellungskatalog zu Nini und Carry Hess +++++
Mit den Fotografinnen Nini (1884–1943) und Carry Hess (1889–1957) stellt das Museum Giersch der Goethe-Universität ab Frühjahr 2022 zwei herausragende Frankfurter Künstlerinnen der Weimarer Republik vor – zwei Fotografinnen, die über lange Jahre mit Ullstein in Berlin zusammengearbeitet haben. Die geplante Ausstellung mit rund 180 Originalfotografien gibt zum ersten Mal einen differenzierten Überblick über Biographie und Werk der Frankfurter Schwestern, deren Leben und Karriere von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zerstört wurde. Den Schwerpunkt bilden Porträt- und Theaterfotografie, daneben werden Arbeiten aus dem Bereich der Tanz-, Akt-, Mode- und Architekturfotografie zu sehen sein.
Erinnert wird an zwei Fotografinnen, deren Atelier in der Börsenstraße zu den angesehensten in Deutschland gehörte. Die beiden Schwestern hatten es 1913 gegründet und sich auf Porträtfotografie spezialisiert. Ihre Kundschaft fanden sie vor allem im Großbürgertum der Frankfurter Stadtgesellschaft.
Ausgestattet mit einem Generalvertrag mit der Stadt Frankfurt hielten die Hess-Schwestern zudem das Bühnengeschehen dieser Jahre in einer Vielzahl von Szenenfotos und Rollenporträts fest. Es entstanden ferner zahlreiche Zivilporträts von Bühnenstars wie Heinrich George, Fritta Brod, Constanze Menz oder Gerda Müller, aber auch von berühmten Tänzerinnen wie Mary Wigman, Niddy Impekoven und Anna Pawlowa.
Die Qualität ihrer Aufnahmen und ihre gute Vernetzung in Künstlerkreisen sorgten dafür, dass sie regelmäßig für führende Magazine wie die »Berliner Illustrierte Zeitung«, den »Querschnitt« oder den »Uhu« fotografierten – die Publikationen des Ullstein Verlags in Berlin. Illustrationsaufträge für die Frauenbeilage der »Frankfurter Zeitung« kamen hinzu. Prominente wie Carl Zuckmayer, Alfred Döblin, Thomas Mann, Max Beckmann, Paul Hindemith, Ferdinand Kramer oder C. G. Jung ließen sich von Nini und Carry Hess porträtieren.
In der Reichsprogromnacht 1938 zerstörten Angehörige der SA das Atelier sowie das Bildarchiv der Schwestern vollständig. 1942 wurde Nini Hess ebenso wie ihre Mutter deportiert und vermutlich 1943 in Auschwitz ermordet. Carry Hess war 1933 nach Paris emigriert. Nach der Befreiung scheiterte ihr Versuch, dort wieder als Fotografin zu arbeiten. Ihre letzte Lebensphase ist geprägt durch den demütigenden Kampf mit den deutschen Behörden um finanzielle Wiedergutmachung.
(Text: Museum Giersch der Goethe-Universität, Frankfurt)
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museum Giersch in Frankfurt am Main.
Der Ausstellungskatalog Die Fotografinnen Nini und Carry Hess ist erschienen bei Hirmer München, mit Essays von Katrin Bomhoff, Heike Drummer, Roland Jaeger, Eckhardt Köhn, Miriam Szwast.
Beitrag zum Thema „Frankfurt-Berlin: Nini und Carry Hess bei Ullstein – Fotografien der ullstein bild collection“, S. 169-177, von Dr. Katrin Bomhoff, ullstein bild / Axel Springer Syndication.
In der Galerie sehen Sie eine Auswahl der Originalfotografien von Nini und Carry Hess aus der ullstein bild collection.
Den gesamten Bestand finden Sie bei www.ullsteinbild.de.